Die Damen beim Simultan
Vor langer Zeit, als sich noch häufiger Großmeister auch in unserem Lande für Simultanveranstaltungen einfanden, geschah es. Einem Wurzen, der sich eben als einer von vielen mit dem GM messen wollte, wurde seiner Dame entledigt. Sein Unglaube über das Geschehene war so groß, daß er, sich unbeobachtet fühlend ob der mit dem GM mitwanderten Kibitze, seine Dame wieder auf das Brett zurückstellte. Dabei nahm er darauf bedacht, diese vorerst an einem eher unauffälligen Feld zu stellen. Der GM kam nun wieder und die Partie ging – scheint´s – ohne das diesem etwas aufgefallen wäre, weiter. Aber einige Züge später ging des Wurzens Dame wieder kompensationslos verloren – nur diesmal schob der GM die wieder gewonnene Dame in seine Hosentasche.
Mach aus einen Verlust einen Sieg
Eine heiß umkämpfte Partie fand schließlich doch eine Entscheidung und der Sieger konnte mit seinem weithin sichtbaren und hämischen Lächeln einfach nicht mehr aufhören. Worauf sein Gegenüber dann meinte: "Ich weiß nicht warum du so lachst. Ich bin immerhin 2. geworden und du nur vorletzter".
Wo ist der König?
Herr Strauß von Mozart hatte die Gewohnheit, geschlagene Figuren mit der rechten Hand zu drehen. Diesmal erwischte Weiß den eigenen König auf g1, was aber keiner der Spieler bemerkte, sodass etliche Züge lang Weiß keinen König am Brett hatte. Erst ein Kiebitz wunderte sich über das Fehlen der ja nicht unwichtigen Figur. Da der Spielverlauf durch den "Ausflug" nicht beeinträchtigt, wurde die Partie unter dem Schmunzeln der Umstehenden folgenlos fortgesetzt
Wie erkennt man Schachspieler
Von Karl Groiss
aus SIS 2. Jahrgang (1991/1992) Ausgabe 12
indem er sich bei seinem Sport fast nicht bewegt,
beim Analysieren immer den besseren Zug weiß,
beim Schlafengehen das Magnetschach mitnimmt,
wie ein Beamter abgewetzt Hosen und Ärmel hat,
bei seinem Hobby Kugelschreiber und Bleistift zerkaut,
während des Spiels alle möglichen Grimassen zieht – und –
ab und zu beim Verlassen des Spiellokals auf das Zahlen vergißt!
Ein grosser Brauner (der Kaffee!!!)
Von Karl Groiss
aus SIS 2. Jahrgang (1991/1992) Ausgabe 12
Ein in Salzburg wohlbekannter, wohlbeleibter, x-facher Titelträger sitzt in seinem geliebten Cafe Mozart und spielt Schach.
Während er eifrig über seinen nächsten Zug studiert, bringt ihm der Herr Ober den vorher bestellten "Großen Braunen" und stellt diesen neben dem Schachbrett hin.
Besagter Spieler hat jedoch die Gewohnheit, während des Nachdenkens seine unvermeidliche Zigarette alleine "arbeiten" zu lassen. Die Zigarettenasche wird immer länger und der tief in Gedanken versunkene Schachfreund kippt unbewußt seine Asche, na wohin? – natürlich in den
großen Braunen!
Nach getaner Arbeit – sprich Schachzug – nimmt er endlich seinen "Kaffee" und trinkt.
Der anschließende Gesichtsausdruck unseres Schachfreundes wäre für jeden Schauspielwettbewerb erfolgversprechend gewesen!
Das vergessene Quartier
Von einem unbekannten Einsender
aus SIS 2. Jahrgang (1991/1992) Ausgabe 14
Bei einem Länderkampf Burgenland gegen Salzburg feierten wir in Oggau gehörig unseren knappen Sieg.
Am Schachbrett waren wir die Stärkeren. Bei der Siegesfeuer hatten die Burgenländer das bessere Standbein. Besonders für zwei Jungstars aus dem dortmaligen 66er Schachhasen-Clan war der Siegestrunk zuviel. Sie fanden ihre Quartiere nicht mehr und übernachteten im Freien. Am Morgen hätten reife Pflaumen nicht blauer sein können als unsere Jungstars.
Um so liebevoller war der Trost des Burgenländischen Schachpräsidenten: "Auch unsere Seehirschen schlafen im Freien!"
Von Karl Groiss
aus SIS 2. Ausgabe (1991/1992) Ausgabe 15
Ein in Salzburg wohlbekannter Großmeister h.c. (Willi Hrebitchek, ca. 1500 Elo) sprang einmal kurzfristig bei einer ASKÖ-Bundesmeisterschaft im Wien für Salzburg ein, da zwei Auswahlspieler plötzlich krank wurden.
Der Großmeister h.c. spielte neben mir gegen den wirklichen ÖM Spitzenberger. Unser "IGM" schob nach zirka 10 Minuten einen Läufer zu mir herüber und meinte. "Der Schachtisch bietet sowieso so wenig Platz, wir sollten uns unsere Figuren daher selbst behalten!"
Da stand Spitzenberger auf und sagte zu seinem Gegner: "Entschuldigung Herr …, dieser Läufer gehört Ihnen, den habe ich Ihnen im 7. Zug geschlagen!"
Kommentar: Nur ein Großmeister kann so gut sein, daß er den Verlust einer Leichtfigur nicht bemerkt!
Das schnelle Altern
Von Karl Grois
aus SIS 2. Jahrgang (1991/1992) Ausgabe 17/21
Als ich heuer (1992) in Maria Alm beim internationalen Seniorenturnier mitwirkte, wurde bei der Preisverleihung mein Selbstvertrauen von einer älteren Schachdame arg zerzaust.
Warum?
Bei der Preisverleihung wurde vom Turnierdirektor auch der Beste unter 1900 (gemeint war natürlich unter 1900 Elo-Punkte) zur Preisüberreichung aufgerufen. Mir wurde dieser Preis überreicht. Freudig setzte ich mich nach der Ehrung wieder hin, da kam oben genannte Schachdame zu mir gelaufen und sagte: "Das hätte ich nicht geglaubt, daß Sie schon 92 oder älter sind!!" — Au weh —
Der Holzfäller
Von VIDI
aus SIS 2. Jahrgang (1991/1992) Ausgabe 21
Als unser Vizepräsident, und solche Zeiten soll es einmal gegeben haben, noch kein Vize war und für den ASK Turniere spielte, folgte er einer Einladung zu einem Freundschaftskampf gegen Ach/Burghausen. Sein Gegner war ein uralter Oberst a.D., welcher höflichst darum bat, vom
Schreibzwang befreit zu werden da seine Hände zitterten.
Der junge Diess hielt Rücksprache mit seinen Turnierleiter "Franz von Franzelin" der das OK gab. Kaum hatte der Wettkampf begonnen, legte der Oberst eine Blitzpartie auf´s Brett, wie sie unser Vize selbst in seiner Glanzzeit nie hätte vollbringen können, warf die Figuren auf den Boden, beschimpfte Gegner und Turnierleiter als diese ob der Vorkommnisse reklamieren wollten, schnaubt und erblasste.
Dem jungen Diess war das bald zuviel. Er stand auf, gab die Partie als verloren und, sonst wäre es ja nicht unser Rudi, bemerkte zum alten Oberst: "Sie hätten besser Holzfäller aber nicht Schachspieler werden sollen!"
Turniersplitter von Schach-Sport 28.07,1994
Aus SIS 3. Jahrgang (1992/1993) 5. Ausgabe
und SIS 5. Jahrgang (1994/1995) 25. Ausgabe
Der Glaube kann Partien entscheiden.
Der Sabat ist den Israelis heilig. Wie sehr, zeigte sich in einem großen Turnier. An einem besagten Samstag wollte ein Spieler aus Israel aus religiösen Gründen partout bei seiner Partie nicht mitschreiben. Sein Gegner lehnte den Ausweich-Spieltermin 20:00 Uhr ab. Der Mann aus dem "Gottesland" hinwiederum wollte das angebotene Remis nicht akzeptieren. So wurde er kontumanziert.
Wie bloß der Hund das Schachspielen lernte?
Zwei kleine Hunde tapsen, hinter ihrem Frauchen und an deren zarte Hand gebunden, in den Turniersaal. Bei der "Wanderung " von Brett zu Brett fand es einer der Hündchen nicht wert sich zu bewegen und ließ sich einfach mitziehen. An einem der weiteren Bretter geschied ein Zug: Der Hund erhebt sich und seine Stimme, worauf ein Spieler meinte: "War der Zug wirklich so schlecht?"
Nicht lachen, auch Ihnen kann es passieren!
Ein Schmunzeln ging durch die Menge, als vor einigen Jahren ein etwas schwächerer und betagter Spieler sich während der oberösterreichischen Landesmeisterschaft zu einem anderen Brett setzte und versonnen in die Stellung starrte. So wurde in letzter Zeit ein österreichischer Großmeister dabei beobachtet, gleiches getan und ebenfalls über einer fremden Stellung gebrütet zu haben um festzustellen, daß es nicht seine eigene Partie ist.
Kein Scherz: Die angesagte Figur bei der Umwandlung gilt!
Zwei Spieler hatten es in einer Partie geschafft, mit ihrem Bauer auf des Gegners siebte Reihe zu kommen. So sagte der eine "Ich mach mir eine Dame, was wirst Du Dir jetzt nehmen?". Der Gegner, ein gar witziger Mann sprach: "Na an Turm werd ich mir nehmen." Gesagt, getan, der Gegner stellte den Turm hin und zieht flugs mit seiner Dame.
David gegen Goliath
Aus SIS 3. Jahrgang (1992/1993) 6. Ausgabe
von der Standard vom 5. März 1994
Zum 90. Geburtstag von David Bronstein
Ein Artist des Schachbretts wurde 70 Jahre alt: David Bronstein. Im Alter von 14 Jahren von Alexander Konstantinopolski entdeckt, begann sein Aufstieg im Reich des Sowjetschach.
Doch Bronsteins kombinatorisches und intuitives Spiel unterschied sich von Anfang an von den offiziellen Doktrinen. Jede Partie war ein unberechenbarer Trapezakt ohne Seil. Als er 1950 das Interzonenturnier gewann, wackelte der Thron des Weltmeisters Michail Botwinnik bedenklich. Der WM-Kampf 1951 in Moskau wurde zum Höhepunkt der Karriere des David Bronstein: Er führte bis zur 22. Partie, doch er verlor die 23., die remis schien, gegen den eisernen Botwinnik, der mit dem unentschiedenen Score Weltmeister bleibt. Danach schaffte es Bronstein nie mehr wieder, nach dem höchsten Lorbeer zu greifen, obwohl er einer der stärksten Großmeister blieb. Ein Spiel ohne Netz war auch seine politische Partie gegen die Sowjetbehörden: Aus seiner kritischen Einstellung machte er nie einen Hehl, was ihm ein langjähriges Ausreiseverbot und jede Form von Schikanen bescherte. Heute ist Bronstein trotz seines Alters wieder gern gesehener Gast bei internationalen Turnieren.
Großmeister-Remisen und das Feilschen um Elo-Punkte sind dem großen Neoromantiker nach wie vor fremd. Die originelle Idee ist ihm wichtiger als der Punkt in der Turniertabelle.
Bronstein – Dubinin
Leningrad 1947
1.e4 e5 2.f4 Bronsteins neoromantische Ader! 2… exf4 3.Sf3 g5 4.h4 g4 5.Se5 h5 Die berühmte lange Peitsche! Eine ungenügende Verteidigung, was aber Weiß erst beweisen muß. Besser 5… Sf6 6.d4 d6 7.Sc3 Sxe4 8.Lxf4 =. 6.Lc4 Th7 7.d4 Lh6 Auch 7… Df6 8.Sc3 Se7 9.0-0 Lh6 10.Lxf4! Lxf4 11.g3 Le3+ 12.Kg2 Db6 13.Lxf7 + ist gut für Weiß. 8.Sc3 Sc6 9.Sxf7! Eine stürmischer Opferangriff beginnt. 9… Txf7 10.Lxf7+ Kxf7 11.Lxf4! Die Pointe! 11… Lxf4 12.0-0 Dxh4 13.Txf4+ Kg7 14. Dd2 Die Überlegene Entwicklung und der schutzlose schwarze König kompensieren die Materialeinbußen völlig. 14… d6 15.Taf1 Sd8 16.Sd5 Ld7 17. e5! Der Schlußangriff beginnt. 17… dxe5 18.dxe5 Lc6 19.e6! vernichtend: das Eindringen der weißen Figuren ist nicht mehr aufzuhalten. 19… Lxd5 19… Sh6 20.Tf6 +-. 20.Tf7+!! Sxf7 21.Txf7+ Kh8 21… Kg6 22.Dd3+ Kg5 (22… Kh6 23.Dh7+ Kg5 24.Tf5#) 23. Df5+ Kh6 24.Th7# 22.Dc3+ Sf6 23.Txf6 Dxf6 23… Kh7 24.Tf7+ 24.Dxf6+ Kh7 25.Df5+ 1-0.
Die Attacke des Traubenzucker
Aus SIS 3. Jahrgang (1992/1993) 16. Ausgabe
von der Standard
Vom Kauen, Musizieren und der Kunst das Hemd nicht zu wechseln
Der Elende hatte vier Packungen Traubenzucker unterschiedlicher Geschmacksrichtungen mitgebracht. Und jedesmal, wenn ruf und ehr am Zug waren, kramte er in seinen Taschen, schüttelte die Packungen und zerkaute geräuschvoll Zug um Zug Zuckerl um Zuckerl. Unvergeßliche Impressionen einer Partie: Apfel, Erdbeer, Zitrone, Orange und dann wieder: Apfel, Erdbeer, Zitrone, Orange usw. Die Konzentration war dahin, aber kann man gegen Traubenzucker protestieren?
Die Strategie der psychologischen Gewinnführung hat Geschichte: Schon im Mittelalter wurde den Spielern geraten, den Gegner gegen die Sonne zu setzen und nur dann zu spielen, wenn dieser ein opulentes Mahl zu sich genommen hatte. Weltmeister Steinitz pflegte Motive aus dem Tanhäuser zu summen und im Duell Kortschnoi gegen Petrosian mußte wegen gegenseitiger Schienbeintritte eine Trennplatte unter dem Tisch montiert werden. Viel subtiler ging Meister Milan Vidmar gegen den fanatischen Nichtraucher Aaron Nimzowitsch zu Werke. Als Vidmar in eine schwierige Stellung geriet, nahm er trotz Rauchverbot gemütlich Tabak nebst Pfeife aus der Tasche, begann diese zu stopfen und legte das Feuerzeug bereit. Nimzowitsch fuhr hoch und protestierte beim Turnierleiter. Als dieser konstatierte, daß Vidmar gar nicht rauche, verlor Nimzo vollend die Nerven und brüllte: "Aber er droht zu rauchen, und – wie Sie wissen sollte – ist die Drohung im Schach stärker als die Ausführung!"
Anfänger auf dem Gebiet der schmutzigen Tricks wählen oft die Sämisch-Variante (Musizieren mit Löffel und Teetasse), Fortgeschrittene greifen bei wichtigen Partien zur Kasparow-Verteidigung (minutenlanger Blick auf die Stirn des Gegners). Immer beliebter wird leider Gottes der Kamsky-Angriff, der darin besteht, das Hemd ein Turnier lang nicht zu wechseln. Gentlemen blicken daher mit Verachtung auf das Buch von William Hartson: "Wie man beim Schach bescheißt", editiert vom Sachon-Verlag 1986.
Genial, aber ein richtiges Ekel
Aus SIS 3. Jahrgang (1992/1993) 23. Ausgabe
und SIS 5. Jahrgang (1994/1995) 25. Ausgabe
von der Standard vom 5. März 1995
Erinnerungen an Howard Stauton
Die Zeitgenossen waren sich in ihrem Urteil einig: Howard Staunton (1818 – 1874) ist ein wahres Ekel, eitel, aufgeblasen und herrschsüchtig, einer, der keine Gelegenheit zum Streit ausläßt und dem man besser aus dem Weg geht.
Allerdings führte an Staunton in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kein Weg vorbei. Nach Wettkampfsiegen über Popert und Chrocrane gewann er mehrmals gegen den Franzosen St. Armant und begründete für kurze Zeit die britische Vorherrschaft im Schach. Erst beim Londoner Turnier 1851 schlug ihn Adolf Anderson, was Staunton dem deutschen Mathematiker naturgemäß nie verziehen hat.
Unsterblichkeit erlangte Staunton aber nicht als Schachspieler, sondern als Autor der ersten international gültigen Schachregeln und dafür, daß die heute beim Spiel gebräuchlichen Figuren seinen Namen haben.
Designer des Stauton-Sets der Firma Jaquet war zwar der Londoner Künstler Nathaniel Cook. Nach dem promonenten Staunton wurde sie 1849 nur benannt, um die Marktchancen zu verbessern. Was Staunton jedoch keineswegs daran hinderte, sich lauthals als Erfinder des Figurensets zu brüsten. Wer widersprach, mußte mit ihm Schach spielen – und da gab es wenig zu gewinnen.
Karpov besiegt den Rest der Welt
Aus SIS 5. Jahrgang (1994/1995) 6. Ausgabe
von Computerwelt vom 9. Sept. 1994
Beim ersten offenen Online-Schachspiel im Internet hat der russische Weltmeister Anatoli Karpov am 26. August den Rest der Welt besiegt.
Viereinhalb Stunden und 65 Züge dauerte die Partie des Genies Karpov gegen einen eher mittelmäßigen Gegners namens ROW (Rest of World). Die Welt (weiß) durfte die Partie eröffnen und zog nach sieben Minuten ihren Königsbauern e2-e4, worauf Karpov (schwarz) innerhalb von 2 Sekunden mit dem Bauern c7-c6 antwortete. Die Züge von Weiß kamen aufgrund von Vorschlägen aus dem Internet zustande. Die Welt hatte jeweils zehn Minuten zum "Nachdenken", dann wurde der jeweils meistgenannte Vorschlag ausgeführt. Nach viereinhalb Stunden war die Partie zu Ende, als Weiß die Dame opfern mußte, um ein Schachmatt zu verhindern. Nach dem nächsten Zug Karpovs war auf der Internet-Seite "Karpov gegen die Welt" nur noch zu lesen, daß die Welt mit großer Mehrheit beschlossen habe, die Partie aufzugeben.
Die als Internet-Promotion gedachte Jux-Aktion war von Telkom-Finnland gesponsert worden. Auf einen Sun-Webserver war man in Helsinki auf eine Teilnahme von rund 50.000 Mitspieler aus 80 Ländern vorbereitet, ihre Online-Ezzes haben bei den meisten Zügen allerdings weltweit nicht mehr als 300 Schachspieler abgegeben.
Eine interessante Idee, aber keine echte Herausforderung für den Weltmeister. Per Definition wird immer ein "mittelmäßiger" Zug ausgewählt. Ein genialer findet sicher nie die Mehrheit.
Schach – Medizin – Sport
Aus SIS 5. Jahrgang (1994/1995) 6. Ausgabe
von Kurt Jungwirth aus Schach Aktiv 9/1996
Im Rahmen des Austria-Bank-Turniers in Wien fand eine sehr bmerkenswerte Enquete zum Thema Schach und Sport statt. Einlader war der Arbeitskreis Schach und Medizin im Landesverband Wien unter der Leitung von Min. Rat a.D. Kurt Zelinsky. Referenten waren der Leiter der Studie Dr. Christian Hollinsky, Min. Rat a.D. Franz Sulka, Mag. Gerhard Schroll, GM Dr. Helmut Pfleger, der in Deutschland ähnliche Studien geleitet hat, die dazu führten, daß schon vor Jahren dort Schach als Sport anerkannt worden ist, sowie für die Bundessportorganisation Prof. Johann Gloggnitzer. Hollinsky präsentierte eindrucksvolle Ergebnisse der Untersuchung, die an 25 Spielern während der Wiener Stadtmeisterschaft 1996 durchgeführt wurden. Gemessen wurden Herztätigkeit, Blutdruck, Ausschüttung von Streßhormonen, es wurden dazu Blutgas- und Harnanalysen vorgenommen, EKGs erstellt, körperliche Fitneß und Ergometrie der Speiler wurden eruiert. Es zeigte sich klar, daß wie in jedem Sport Schachspieler, die in guter körperlicher Kondition sind – auch im fortgeschrittenen Alter – die physische Belastung in einer Turnierpartie besser durchsteht. Interessant ist, daß die Herzfrequenz von Schachspielern mit jenen von Autorennfahrern und Segelflieger vergleichbar sind, daß die Adrenalinausschüttung beim Schach größer sein können als bei Fußball und Radrennen. Die Publikation der Studie wird vorbereitet. Sie wird bedeutsam sein für die längst fällige Anerkennung von Turnierschach als Sport in Österreich. Diese wird bekanntlich seit Jahren vom ÖSB bei der BSO betrieben. Sie würde dem österreichischen Schach bessere finanzielle Absicherung bringen. Es gibt Gegenkräft, die Angst um ihren finanziellen Kuchen haben und daher gegen Schach mauern. Sie werden gut beraten sein, ihre Haltung zu ändern. In 80 Prozent der 155 Mitgliedsländer des Weltschachverbandes ist Schach als Sport bereits anerkannt. Für Österreich wird es hohe Zeit, die Klappe hängt! Dabei geht es im Hintergrund ganz allgemein die Einschätzung von Sport in der neuen Freizeitgesellschaft. Seine gesellschaftspolitische Bedeutung muß neu bewertet werden und daher auch seine Finanzierung durch die öffentliche Hand. Budgets mit der Ausrede auf Sparpakete phantasielos fortzuschreiben, ohne den Mut für neue Akzente zu haben, genügt auf die Dauer nicht.
Die Wiener Schach- und Medizin-Studie ist eine wertvolle Hilfe, um Aufklärungsarbeit – vor allem auch bei allen erreichbaren Medien – dafür zu leisten, daß Wettkampfschach sehr wohl Wettkampfsport ist. Alle Spieler, alle Funktionäre im österreichischen Schach sind aufgerufen, wo immer sie können, klarzustellen: Schach ist Sport.
Auch das kann passieren
Aus SIS 6. Jahrgang (1995/1996) 16. Ausgabe
In der letzten Runde sagte Andreas Burger Matt, während sein Gegner Donegani nicht am Brett war. Der Inter-Spieler war dem Verlust seiner Partie überzeugt und sprach mit Andreas abseits des Brettes. Zuseher eilten herbei um das Matt zu sehen. Plötzlich rief einer der Kibitze: "Das ist ja gar nicht Matt!". Die beiden Kontrahenten setzten darauf die Partie fort.
Zerstreute Professoren
Aus SIS 6. Jahrgang (1995/1996) 21. Ausgabe
Gespräch zwischen Manfred Neuwirth und Konrad von Werner in Burghausen am Gang (Manfred schmauchte an seiner Pfeife) nach einer Stunde Spielzeit:
W.: Mein Gegner spielt unheimlich schnell und trotzdem ohne Fehler.
M.: Auf welchem Brett spielst Du?
W.: Auf Brett 6
M.: Ja, da spielst Du ja eh gegen mich!
Anekdote
Aus SIS 7. Jahrgang (1996/1997) 11. Ausgabe
von Rudi Diess
Tief versonnen ging ich zu einer Schachveranstaltung um eine Rede zu halten.
Weder auf den Verkehr noch auf die Passanten achtend stieß ich mit einem langsamen Touristen zusammen. Völlig auf die bevorstehende Veranstaltung fixiert, entschuldigte ich mich mit einem lauten Jádoube und ging meine Wege, fest davon überzeugt keine Schachregel verletzt zu haben.
Schachanekdote
Aus SIS 10. Jahrgang (2001/2002) 31. Ausgabe
Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Schachspieler hochkonzentrierte und ganz besondere Menschen sind, wäre diese wahre Begebenheit dazu bestens geeignet.
Ort der Handlung:
Ach/Burghausen hat ein Heimspiel gegen Schwarzach
Nach ca. 2 Stunden verlässt ein Schwarzacher Spieler das Brett, um am Gang ein bisschen an der Pfeife zu schmauchen. Gleich darauf gesellt sich sein Gegner zu ihm und sagt:
"Mein heutiger Gegner spielt unheimlich schnell und hat trotzdem noch keinen einzigen schwachen Zug gemacht."
Der Schwarzacher blickt auf und fragt:
" Auf welchem Brett spielst du denn?"
Antwort: "Auf Brett 6."
Darauf der Schwarzacher:
"Ja, dann spielst du ja eh gegen mich."